Schnorcheln auf den Liparischen Inseln – Spannende Unterwasserwelt
Ich bin nicht nur begeisterte Paddlerin, sondern finde auch die Welt unter dem Boot äußerst spannend. Und so habe ich es mir nicht nehmen lassen, bei meiner Reise auf die Liparischen Inseln nicht nur Vulkane zu bewundern, sondern auch die Unterwasserwelt beim Schnorcheln zu erkunden. Da ich auch eine Unterwasserkamera dabei hatte, kann ich Dir in diesem Blog einen spannenden Einblick in die erstaunlich bunte Welt vor den Inseln Salina und Stromboli geben.
Welche Ausrüstung hatte ich dabei?

Gut verpackt ging es für mich auf die erste Schnorcheltour auf Salina.
Als Ende 2024 die konkrete Reiseplanung nach Sizilien und die Liparischen (auch: Äolischen) Inseln begann, war für mich klar: Hier möchte ich auch unbedingt Schnorcheln. Etwas unklar war, wie kalt das Wasser Ende Mai / Anfang Juni noch sein würde. Von 17 bis über 20°C könnte es alles sein – was zum längeren Schwimmen oder Schnorcheln doch noch ordentlich frisch sein würde. Da ich mir allerdings keinen Neoprenanzug kaufen und vor allem im Koffer antun wollte, habe ich vorsichtshalber Hose und Oberteil meiner früheren SUP-Zeit eingepackt. Diese neoprenähnliche, aber deutlich angenehmer zu tragende Wassersport-Funktionskleidung von Enth Degree hatte ich mir mal als Alternative zum Trockenanzug gekauft, aber leider viel zu selten getragen. Außerdem dachte ich mir, es könnte hilfreich sein, die Extremitäten wie Kopf, Füße und ggf. Hände etwas warm zu halten, da darüber wohl die meiste Wärme verloren geht. Neopren-Socken und -Handschuhe hatte ich ebenfalls noch vom Paddeln, so dass nur noch eine Neopren-Kopfhaube* und ein paar kurze Flossen* her mussten. Schorchel und Taucherbrille konnte ich noch im Fundus zu Hause auftreiben…
Da ich auch unbedingt Fotos der hoffentlich regen Unterwasserwelt machen wollte, durfte natürlich auch eine Kamera nicht fehlen. Leider gibt es wenige bis keine vernünftigen Unterwasser-Kameras auf dem Markt (falls Du eine kennst, dann gern her damit in die Kommentare!). Mein Smartphone oder gar die Systemkamera in ein wasserdichtes Gehäuse stecken wollte ich auch ungern – zumal letzteres auch sehr teuer ist – so dass ich auf eine Kamera zurückgegriffen habe, die ich mir mal vor 10 Jahren für einen Urlaub in der Dominikanischen Republik gekauft hatte. Die Nikon 1 AW1 kam Ende 2013 auf den Markt und war (ist) eine der wenigen, wenn nicht sogar die einzige wasserdichte Kamera mit Wechselobjektiven. Das 11-27,5 mm Objektiv ist zwar nicht übermäßig lichtstark, bietet aber einen brauchbaren Brennweitenbereich. Da ich sie nicht immer 100%ig gepflegt habe, war ich nicht ganz sicher, ob sie auch wirklich noch dicht sein würde, aber das ließe sich ja spätestens im Praxiseinsatz testen. Einen Versuch war es allemal wert.
Der erste „Tauchgang“
An unserer ersten Station der Reise – der wunderschönen Insel Salina – bot sich gleich eine perfekte Möglichkeit zum Schnorcheln. Nur wenige Meter von der Unterkunft entfernt führten Treppen herunter zum Strand und einer kleinen Mole. Zwischen den großen Felsbrocken rund um diese Mole vermutete ich einiges an maritimem Leben, was sich glücklicherweise auch bestätigen sollte.

Hier auf Salina an einer Mole im nördlichen Santa Marina ließ es sich wunderbar baden und schnorcheln. Badeschuhe waren bei den vielen Steinen und Seeigeln allerdings empfehlenswert.
Und so ging es gleich am ersten Tag nach unserer Ankunft auf der Insel ins Wasser. Dieses hatte mit ca. 19°C eine ähnliche Temperatur wie die Luft an diesem Tag, so dass es sich gar nicht soo kalt anfühlte. Die wärmende Wasserkleidung erwies sich aber durchaus als hilfreich, um längere Zeit auf Tauchstation zu gehen. Denn es war ab dem ersten Blick unter Wasser mehr als spannend, was es da alles zu sehen gab! Wo ich auch hinschaute, überall wuchsen interessante Wasserpflanzen auf den Steinen, und huschten bunte Fische und kamerascheue Krabben zwischen den Felsen hindurch. Das Wasser war hier so salzig, dass ich entspannt an der Oberfläche entlangschnorcheln konnte. Das Abtauchen in tiefere Regionen stellte sich allerdings – vermutlich auch begünstigt durch die Kleidung – als äußerst schwierig heraus. Wie eine Boje ploppte ich recht schnell wieder an die Wasseroberfläche. Da ist das Tauchen mit Bleigewichten und Tarierweste, wie ich es mal vor vielen Jahren in Ägypten kennengelernt hatte, doch wesentlich einfacher. Nichtsdestotrotz war es ein herrlicher Anblick, durch das smaragdgrüne Wasser aufs Meer hinaus zu schauen. Fast wie im Roten Meer!

Was ein Anblick! Im glasklaren Wasser wie hier auf Salina macht das Schnorcheln und Fotografieren mächtig Laune!
Und ehe man sich versieht, schwebt man mitten in einem quirligen Fischschwarm, der eifrig an den bewachsenen Steinen knabbert. Hier zum Beispiel dürfte es sich um Goldstriemen-Meeräschen handeln, die sich durch mich nicht im Geringsten stören ließen:

Dieser Schwarm Meeräschen tummelte sich eifrig um einen riesigen Felsbrocken. Ich kam mir vor, wie in einem großen Aquarium!

Fast wie beim Tauchen in Äqypten habe ich mich bei diesem leuchtenden Meerpfau gefühlt.
Der Knaller war dann aber gegen Ende meines ersten Schnorchel-Trips ein Schriftbarsch, der sich komischerweise von mir überhaupt nicht stören ließ. Das kam mir etwas merkwürdig vor – ergriffen die anderen Tierchen doch meist sofort die Flucht, wenn ich ihnen zu nahe kam. Mich freute das natürlich, denn so konnte ich ihn in aller Ruhe fotografieren. Was ich erst bei der Auswertung der Fotos am Rechner sah, war der Grund für sein Ignorieren meiner Person: Er war gerade damit beschäftigt, eine Krabbe zu verspeisen. Einfach so, am Stück! Das sah schon wirklich beeindruckend aus, auch wenn ich es live überhaupt nicht wahrgenommen habe:

Erst am Rechner habe ich gesehen, was dieser Schriftbarsch da gerade macht. Kein Wunder, dass ich ihm in diesem Moment offenbar egal war!
Bei der Jagd nach den faszinierenden Bewohnern der Unterwasserwelt merkte ich gar nicht, wie schnell die Zeit verging. Und so war ich tatsächlich insgesamt eine Stunde im Wasser, bis mir langsam kalt wurde und ich vor allen Dingen mal dringend auf die Toilette musste. Und auch hierfür habe ich nach gemeinsamer Recherche mit meinen Reisebegleitern einen Grund herausgefunden: Denn schnorchelt oder taucht man im Salzwasser, wird das Blut im Körper durch den erhöhten Wasserdruck umverteilt, so dass die Nieren mehr Urin produzieren. Konkret verlagert sich das Blut aus den Extremitäten durch den Wasserdruck auf die Gefäße zur Körpermitte. Es hat also nichts (oder nur wenig) mit meiner Mädchenblase zu tun, dass ich es nur eine Stunde im Wasser ausgehalten habe 😉
Weitere Meeresbewohner auf der zweiten Schnorcheltour
Auch wenn die warme Dusche danach mich wieder einigermaßen aufwärmen konnte, verlegte ich den nächsten Versuch auf den folgenden Tag. Hier war es dann deutlich windiger und somit auch unter Wasser etwas unruhiger. Folglich waren auch nicht mehr so viele Fische zu sehen und ich musste mich etwas von den größeren Steinen fernhalten. Trotzdem kamen mir noch zwei Motive vor die Linse, die ich am Vortag leider nicht wirklich zufriedenstellend einfangen konnte: ein Seeigel und eine Krabbe. Von daher hat sich auch dieser etwas kürzere Ausflug ins Wasser gelohnt. An unserem nächsten Ziel – der Vulkaninsel Stromboli – würde ich es dann erneut versuchen.

Auch diese zwei typischen Bewohner vor Salina konnte ich beim zweiten Schnorchelgang noch fotografisch festhalten. Die Algenfressende Felsenkrabbe war auf Salina reichlich vertreten. Die meisten Exemplare waren jedoch sehr kamerascheu. Diese hier hielt ausnahmsweise mal still.
Schnorcheln auf Stromboli

Erfreulich warm war das Wasser vor Stromboli.
Auf Stromboli galt unsere Aufmerksamkeit dann erst einmal dem Vulkan auf der Insel (mehr dazu gibt es bald in einem Blogartikel auf meiner Astrofotoseite). Am dritten Tag zog es mich und die anderen dann aber doch ins Wasser, auch wenn die Bedingungen fürs Schnorcheln hier weniger gut waren. Die Wassertemperaturen waren, zumindest in der Schnorcheltiefe von 0,5 m, auf erfreuliche 21-22°C gestiegen, aber trotz des noch immer glasklaren Wassers gab es hier viel weniger Fische zu bewundern. Dies lag vermutlich primär an den fehlenden Felsen am steinigen Strand, aber einen besser geeigneten Spot konnte wir hier leider nicht finden. Und so wurde es eher zu einem gemeinsamen Badeausflug und Unterwasser-Shooting, was auch mal nett war. Wobei es sicherlich vorteilhaftere „Gesichtsbekleidung“ als Schnorchel und Taucherbrille gibt! Aber immerhin konnte ich dieses Mal die dicken Sachen weglassen.

Bei diesen Wassertemperaturen macht das Schnorcheln Spaß! Da reicht dann sogar die Badehose. (Fotos: Jasper Gerdes)
Am Ende entdeckte ich dann aber doch noch einen spannenden Fisch, der sehr gut getarnt über dem Boden schwebte. Aufgrund der Augenanordnung auf der rechten Seite (also quasi auf der Oberseite) dürfte es sich um eine Flunder handeln, wahrscheinlich eine Pfauenflunder. Wie man auf dem Bild gut erkennen kann, kann sie sich perfekt ihrer Umgebung anpassen. Sogar die orangenen Steinchen finden sich auf ihr wieder – Wahnsinn. Überrascht war ich auch, als sie sich ganz plötzlich im Sand eingegraben hat und nicht mehr zu sehen war. Schon spannend, wie die Unterwasserwelt so funktioniert!

Gut getarnt saß oder schwebte diese Flunder nah über dem Meeresboden.
A propos spannende Unterwasserwelt: Auf Stromboli gibt es noch ein weiteres, sehr interessantes Phänomen: Die Kraken vom Stromboli, dessen Verhalten im gleichnamigen und sehr sehenswerten Dokumentarfilm aus 2006 (einfach mal bei Google danach suchen) eindrucksvoll dargestellt wird, scheinen ein eingebautes Vulkan-Frühwarnsystem zu haben. Sie leben an der sogenannten Feuerrutsche („Sciara Del Fuoco“) an der Nordwestflanke des Strombolis, auf der bei den Eruptionen des Vulkans regelmäßig große Steinbrocken ins Wasser rollen. Viele Meerestiere werden durch diese Geschosse einfach erschlagen – aber nicht so die Kraken. Sie scheinen die Infraschallwellen eines nahenden Vulkanausbruchs wahrnehmen zu können und haben gelernt, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Nach der „Lawine“ brauchen sie dann nur noch aus ihrem Versteck hervorkommen und sich am Buffet bedienen. Zum Schnorcheln ist das natürlich kein geeigneter Spot, aber auch das, was über Wasser passiert, ist ja in diesem Fall sehr beeindruckend!

Hier würde ich gern mal einen Blick unter die Wasseroberfläche werfen. Wenn man nicht lebensmüde ist, sollte man hier allerdings nicht tauchen oder schnorcheln, da regelmäßig Steine über die hier zu sehende Feuerrutsche ins Meer rauschen. Oben im Bild sieht man den Vulkankrater rauchen.
Geführtes Schnorcheln an den Zyklopeninseln
Ein letztes Mal unter Wasser ging es dann für mich auf Sizilien, dem letzten Stop unserer Reise. Zusammen mit einem meiner Mitreisenden buchten wir uns dieses Mal einen Guide, um die Unterwasserwelt bei den beeindruckenden Zyklopeninseln nördlich von Catania bewundern zu können. Für 40 € pro Person gab es hier eine komplette Schnorchelausrüstung inkl. Maske, Schnorchel, Flossen und Neoprenshorty sowie eine geführte, etwa einstündige Tour um die Inseln.

Hier zwischen den Zyklopeninseln lässt es sich wunderbar schnorcheln – mit oder ohne Guide.
Die Inseln sind ca. 500.000 bis 600.000 Jahre alt und waren der erste Vulkanismus am Ätna – damals noch unter Wasser. Der heutige Ätna ist hingegen erst später entstanden. Zwischen Paddelbooten und SUPs hieß es für uns dann, am öffentlichen Badestrand einzusteigen und dem Guide zu folgen – was unter Wasser gar nicht so ganz einfach ist. Viel zu sehr lenken spannende Fische oder Felsformationen ab. Leider konnte ich davon nichts mehr mit meiner Kamera festhalten, da sie an diesem Tag endgültig beschloss, nicht mehr ganz dicht zu sein. So wurde mir statt schöner Fotos nur noch ein Objektivfehler angezeigt, der das weitere Fotografieren leider verhinderte. Sehr schade, aber ich behalte die tollen Eindrücke im Gedächtnis. Dazu gehörten neben beeindruckender Felsspalten auch ein knallroter Seestern und ein Seeigel, den mir der Guide auf die Hand setzte.
Fazit
Wie erhofft hat sich das Schnorcheln im Mittelmeer auf den Liparischen Inseln und Sizilien vollends gelohnt für mich. Die Wassertemperaturen waren bei unserem Besuch Ende Mai schon gut aushaltbar, zum Teil sogar ohne Neoprenanzug. Wenn man keine eigene Ausrüstung dabei hat, lohnt sich durchaus auch ein geführter Schnorcheltrip. Zum Fotografieren waren die Alleingänge jedoch etwas entspannter, da ich mich hier voll und ganz auf die Tiere konzentrieren konnte. Zwar kommen diese hinsichtlich ihrer Farbenpracht und Vielfalt nicht ganz an Ägypten heran, aber es gab deutlich mehr zu sehen, als ich mir erhofft hatte. Als nächstes werde ich wohl mal Flußtauchen ausprobieren, wovon mir Tim von Current-Raft kürzlich erzählt hat. Ich bin gespannt, und werde gern davon hier im Blog berichten!
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