Paddeln in Schweden im Herbst und Winter – ein Traum!

Bei Schweden denken viele an ausgedehnte Mehrtagestouren über endlose Seen und Übernachtungen mit Zelt und Lagerfeuer auf einer einsamen Insel. Aber auch für kürzere Touren bietet Schweden überwältigend schöne Möglichkeiten. Wir haben die Chance genutzt und traumhafte Stunden bei bestem Wetter auf dem Tidan in Südschweden verbracht. Und das Allerbeste daran: wir hatten den Fluss komplett für uns allein – denn wir waren außerhalb der üblichen Paddelsaison unterwegs. Besser gehts nicht!

Paddeln und Polarlichtjagd

Die Packrafts dürfen auf keiner unserer Reisen fehlen! Auch nicht, wenn es im Herbst nach Nordnorwegen auf Polarlichtjagd geht. Man weiß ja schließlich nie, ob sich nicht doch die eine oder andere Gelegenheit für eine winterliche Paddeltour ergibt. Bei meiner letzten Reise 2022 konnte ich mir ja einen kleinen Traum erfüllen und nicht nur im glasklaren Polarmeer, sondern später sogar noch unterm Polarlicht paddeln!

Dieses Mal sollte der Fokus allerdings erstmal auf schönen Touren im herbstlichen Schweden liegen. Die Zeit Ende September war dafür ideal geeignet. Es war noch ungewöhnlich warm und die Sonne tauchte die bunten Blätter in malerische Farben. Aber das Allerbeste war: anders als zur Hauptsaison im Hochsommer waren nahezu keine Menschen und keine Mücken mehr unterwegs! Selbst auf bekannten Freistehplätzen aus der Camper-App Park4Night waren wir meist ganz allein mit unserem Van – besser gehts nicht!

Übrigens, wenn Du Dich für unsere Ausbeute an Polarlichtern in Nordschweden interessierst, schau doch gern mal auf meiner Astrofoto-Seite vorbei. Dort habe ich im Blog Schweden – Herbstzauber und magisches Polarlicht darüber berichtet.

Packrafting auf dem Tidan

Für eine unserer Paddeltouren haben wir uns den Fluss Tidan herausgesucht. Hier war ich bei meiner Reise Ende Januar 2022 schon einmal, und musste damals teilweise Eisbrecher mit dem Packraft spielen. Umso mehr freute ich mich, diesen wunderschönen Fluss einmal im Herbst zu erleben. Und diese Vorfreude sollte nicht enttäuscht werden, auch wenn wir nur einen kleinen Abschnitt seiner insgesamt etwa 170 km befahren würden.

Am 26. September 2023 ging es für uns also zum Kyrkekvarn Kanucenter (mit angeschlossenem Campingplatz) in der Nähe von Sandhem. Im Sommer wimmelt es hier von Kanu-Begeisterten und Campern, jetzt im Herbst war es schon fast ausgestorben dort. Aber genau deshalb waren wir ja hier – wir wollten diesen malerischen Fluss erleben, ohne ihn mit anderen Paddlern teilen zu müssen.  Dieser Plan ging tatsächlich auf, und obendrein schenkte Petrus uns einen herrlichen Sonnentag, wie er besser nicht hätte sein können.

Kurz nach 11 Uhr waren die Packrafts aufgebaut und wir konnten komfortabel vom dortigen Steg ablegen. Die Temperaturen im schattigen Wald waren noch etwas frisch, aber die Sonne sollte uns bald schon ungestört auf den Pelz scheinen können. Auch das Wasser war noch erstaunlich warm, so dass wir uns entschieden, die Trockenanzüge noch nicht rauszuholen.

Die Tour selbst war mit etwas mehr als 5 km zwar nicht sehr lang, aber wir haben jeden Meter genossen. Zunächst noch von etwas Strömung begleitet, verschwand diese nach ein paar Kurven nahezu komplett. Das störte uns in diesem Fall aber nicht wirklich, denn so blieb mehr Zeit, die tolle Stimmung inmitten der bunten Bäume beim leisen Plätschern des Wassers intensiv aufzusaugen. Vielleicht würde dies unsere letzte Paddeltour bei sommerlichen Temperaturen sein, wer weiß.

Unterbrochen wurde die Tour lediglich nach etwa der Hälfte von einem Wehr, was umtragen werden musste. Auch das war kein Problem mit den leichten Packrafts. Danach mussten wir uns entscheiden, die Abkürzung geradeaus oder eine kleine Schleife nach rechts zu nehmen. Die Entscheidung für den kleinen Umweg von nicht mal 500 Metern hat sich vollends gelohnt. Fast schon wie im Märchen wirkte dieser Abschnitt mit den Birken am Ufer – das können Fotos gar nicht wirklich wiedergeben. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es auch noch 10 km so weitergehen können.

Aber auch der letzte, etwas offenere Abschnitt gefiel uns gut. Wir trafen noch auf ein paar deutsche Angler im Kanadier, konnten sonst jedoch die absolute Ruhe und Schönheit der Natur ganz exklusiv genießen.

Kurz vor dem Ende unserer Tour tauchte dann noch ein absolutes Traumhäuschen am Ufer auf. Hier vor den riesigen Fenstern mit Blick auf den Fluss am Tisch sitzen und schreiben – das konnte ich mir bei diesem Anblick bildlich vor meinem geistigen Auge vorstellen… Wer weiß, vielleicht lässt sich solch ein Traum eines Tages erfüllen.

Vor dem nächsten Wehr legten wir rechts an einer kleinen Holzbrücke an und beendeten die Paddeltour für heute. Obwohl es mich doch sehr gereizt hat, noch weiter zu fahren. Aber wir mussten ja auch noch zurück…

Und was liegt da näher, als die leichten Rucksackboote (Packrafts) für genau diesen Zweck zu nutzen und den Rückweg zu Fuß zurückzulegen? Mittlerweile herrschten sogar T-Shirt-taugliche 22 Grad, so dass wir die Wanderung auf dem malerischen Waldweg kurzärmlig zurücklegen konnten. Damit hätten wir nun wirklich nicht gerechnet!

Unterwegs kamen wir dann an einigen der zahlreichen Wasserwanderrastplätze vorbei, die bei Mehrtagestouren als komfortable Übernachtungsstätten mit Hütten, Bänken, Tischen und Feuerstellen dienen. Einfach genial sowas!

Die 5,5 km Wanderung verging ebenso im Flug wie die Paddeltour, so dass wir nach entspannten vier Stunden wieder am Camper waren. Selten haben wir eine so schöne und entschleunigende Tour erleben dürfen – danke Schweden!

Das Gleiche in Weiß

Am Ende hat es auf unserer Polarlichttour 2023 noch zu einer weiteren Packrafting-Tour in Südschweden gereicht, aus gesundheitlichen Gründen aber leider dieses Mal nicht zu einer Paddeltour in Nordnorwegen. Trotzdem wollten wir uns das erste Winterpaddeln der Saison nicht nehmen lassen, und sind kurzerhand auf dem Rückweg noch einmal zum Tidan zurückgekehrt. Es hat doch auch was, den gleichen Abschnitt unter ganz anderen Bedingungen noch einmal zu erleben, oder?

Und “ganz andere Bedingungen” hatten wir in der Tat: Am 26. November – also ziemlich genau zwei Monate später – erlebten wir den Tidan bei -6°C! Drumherum war die Landschaft schon etwas angezuckert und auf dem Fluss bildeten sich erste Eisplatten. Zum Glück war noch überall ein Durchkommen, so dass wir auch diese Tour bei wieder einmal strahlendem Sonnenschein in vollen Zügen genießen konnten.

Wir entschieden uns dieses Mal gegen eine Wanderung zurück. Stattdessen kehrten wir am ersten Wehr um und paddelten den Weg zurück zum Parkplatz. Dieses Mal waren die Trockenanzüge für uns natürlich Pflicht. Ein Kentern war bei diesem Fluss zwar unwahrscheinlich, aber das Risiko eines Kälteschocks wollten wir dann doch nicht eingehen. Und so wurde auch diese 5 km Tour zu einem echten Genuss, wie Dir die folgenden Impressionen vielleicht ansatzweise vermitteln können.

Und nicht nur das Wetter an diesem Tag war ein perfekter Abschluss unserer Reise, sondern auch ein besonders starkes Polarlicht am Abend davor. Es war sogar bis nach Deutschland sichtbar, weshalb auch wir – etwa auf Höhe von Göteborg – uns noch einmal unverhofft über einen würdigen Abschied von unserer Polarlichtjagd freuen konnten.

Das war sicher nicht das letzte Mal, dass wir in Schweden gepaddelt sind. Den Tidan mal im Sommer zur Hochsaison erleben, würde mich ja durchaus mal reizen… Na mal sehen, was die Zukunft so bringt. Vielleicht warst Du ja auch schonmal auf dem Tidan unterwegs? Dann berichte gern mal davon in den Kommentaren!!

 

6 Kommentare
  1. Michael Otto sagte:

    Hallo, super tolle Landschaft. Sollte man mal hinfahren. Scheint eine herrliche Zeit zu sein. Mach weiter so. Ich freue mich schon auf das neue Buch. Im Frühjahr müssen wir uns mal Gedanken machen, welches Packraft wir kaufen sollen. Wir sind derzeit mit einem Klepper Aerius 2 unterwegs, nur leider ist der sehr sperrig und verbraucht einiges an Stauraum. LG
    Petra & Michael Otto

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    • Katja Seidel sagte:

      Hallo ihr beiden,
      ja, definitiv schön dort – und gar nicht mal sooo weit aus Deutschland dahin zu kommen. Falls ihr Hilfe bei der Packraft-Wahl braucht, meldet euch gern. Ich hab ja mittlerweile auch einige von verschiedenen Herstellern testen können 🙂
      LG, Katja

      Antworten
      • Michael Otto sagte:

        Hallo Katja, vielen Dank für die schnelle Rückmeldung. Bei der Packraft Suche könntest du uns helfen. Wir haben natürlich uns schon etwas informiert. Wir wissen leider nicht, welchen Typ wir kaufen sollen. Die meisten Packrafts sind ja mehr oder weniger rundlich. Da wir aber keine Wildwasserfahrer sind, haben wir uns gedacht, in Anlehnung an unseren Klepper, ein längeres, schlankes Boot zu kaufen. Aber wie sieht es bei dieser Art mit dem Transport eines Brompton aus? Da wir es vor einigen Jahren in Heidelberg
        elektrifiziert haben, suchen wir noch nach einem wasserdichten Behältnis, damit bei einer eventuellen Kenterung das Rad keinen Schaden nimmt. Aber da werden wir wohl noch etwas finden. Da wir auch gerne mal Touen mit Übernachtung machen wollen, wäre eine Spritzdecke wohl nicht schlecht. In vielen YouTube Videos berichteten die Experten, wie toll
        eine Staumöglichkeit in den Schläuchen ist. Wir sind gespannt, was du uns empfehlen wirst.
        Im Voraus schon mal vielen Dank und liebe Grüße
        Petra & Michael

        Antworten
        • Katja Seidel sagte:

          Hi ihr zwei,
          so ähnlich ging es mir/uns auch. Mein erstes Packraft war ja ein WW-Modell mit (fester) Spritzdecke. Damit habe ich einige Bikerafting-Touren mit dem Brompton gemacht. Das ging, aber durch die etwas hochgezogene Nase konnte ich immer etwas schlecht vorn übers Rad schauen beim Paddeln. Dann durfte ich ja meine Ideen und Erfahrungen in die Entwicklung eines Bikerafting-Packrafts mit einbringen, wobei ja das “Bikeraft” herausgekommen ist, was ich in diesem Blog detailliert beschrieben habe (kennt ihr ja glaub ich). Dieses gibt es ja optional auch mit TZIP (also dem Stauraum in den Schläuchen) und/oder abnehmbarer Spritzdecke. Ich persönlich würde glaub ich kein Boot mit Spritzdecke mehr nehmen (auch beim WW-Boot würde ich vermutlich auf einen Selbstlenzer gehen), aber das ist Geschmacksache. Der TZIP ist praktisch, aber auch nur, wenn man den zusätzlichen Stauraum wirklich braucht. Sonst kann so ein Reißverschluss natürlich auch schnell zur Fehlerquelle (Unrichtigkeit) werden, wenn er nicht richtig gepflegt wird.
          Alternative für euch wäre aus meiner Sicht noch das “Arrow”, was nochmal etwas schmaler als das Bikeraft und dadurch auch noch etwas schneller ist. Für mich ist es leider von der Innenbreite zu schmal (34 cm statt > 40 cm beim Bikeraft), aber wenn man damit kein Problem hat, ist es klasse. Man sitzt halt im Gegensatz zu den meisten Packrafts nicht ganz hinten, sondern an einer flexiblen Lehne in Richtung Mitte. Muss man auch mögen, gibt aber natürlich auch nochmal etwas Stauraum hinter dem Sitz. Und auch dieses Packraft gibts ja optional mit TZIP und/oder abnehmbarer Spritzdecke. Hier im Video mit Markus von Fan4Van könnt ihr dieses Boot mal im Einsatz sehen, er hat das Arrow. Und er hatte vorn seinen eScooter drauf.
          Wir haben ja nun schon diverse Touren mit den Bikeraft-Booten und unseren Bromptons gemacht und sind damit wirklich super happy. Sie laufen (gerade mit dem Gewicht der Bikes vorn drauf) sehr gut geradeaus und schnell – zumindest für ein Packraft, und besondern mit etwas Fließgeschwindigkeit. Man hat genug Platz im Boot und hintendrauf ist ausreichend Länge für eine Bugtasche vorhanden. Trotzdem es vergleichsweise leicht ist, ist es mit dem Brompton vorn drauf sehr stabil. Im Vergleich sind wir mal mit dem Faltrad auf einem Ultraleichtpackraft gefahren. Das wog zwar nochmal um einiges weniger, war allerdings auf Grund der dünneren Materialien auch “wabbeliger” mit dem Fahrrad vorn drauf. Gerade in kleineren Stromschnellen war das ein nicht so gutes Gefühl. Ansonsten ging das aber auch.

          Bzgl. der wasserdichten Tasche: Hier kann ich leider noch keine konkreten Tipps geben – da gabs ja auch schonmal eine Diskussion unter dem Bikeraft-Blog, an der ihr ja auch beteiligt wart. Ich denke, es gibt schon so Taschen für die Bromptons. Wichtig wäre denke ich nur, dass sie außen entsprechende Befestigungsmöglichkeiten hat, um sie ordentlich am Boot zu verschnüren. Aber ich denke in der Tat auch gerade (auf Grund kaputter Knie) über eine Elektrifizierung meines Bromptons nach. Könnt ihr hier Tipps geben, wo ihr das habt machen lassen? Gern auch per Email (katja@paddelgenuss.de), um die Kommentare hier nicht zu sprengen…

          Hoffe, das hilft euch etwas?
          LG
          Katja

          Antworten
  2. Engelbert sagte:

    Tolle Bilder, schöner Bericht. Herzlichen Dank liebe Katja
    PS: Deine Vorlieben teile ich, nur ein Faltrad fehlt mir noch in meiner Sammlung

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    • Katja Seidel sagte:

      Das freut mich! Hast du denn schon ein Modell im Auge? Wir sind nach fast 2 Jahren mit unseren Falträdern immer noch sehr happy damit. Die Kombination mit dem Packraft ist wirklich genial!

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