Trekrafting mit dem Wanderwagen – wie genial ist das denn?!

Wie du vielleicht weißt, bin ich ein großer Fan des Bikeraftings – also der Kombination aus Paddeln und Radfahren. Aber auch das Wandern vor oder nach der Paddeltour ist eine fantastische Abwechslung – wenn da nur nicht der Rucksack wäre. Packrafts sind zwar leicht, aber auch das Zubehör will geschleppt werden. An Übernachtungsequipment war bei mir daher bisher nicht zu denken. Das sollte sich nun ändern, als ich ein neues Outdoor-Gadget testen konnte: den Benpacker Wanderwagen. Wie er sich geschlagen hat, wie gut er zum Packrafting passt und ob so ein Mehrtages-Trekrafting-Trip überhaupt etwas für mich ist, erfährst Du in diesem Blog.

Trekrafting – die Paradedisziplin fürs Packraft!

Ein Packraft wiegt in der Regel zwischen 1 und 3 Kilo und lässt sich mit etwas Geschick auf die Größe eines Schlafsacks zusammenfalten. Daher rührt wohl auch der deutsche Ausdruck „Rucksackboot“. Und tatsächlich ist es eine ideale Kombination, mit dem leichten Equipment zum Einstieg zu wandern, um die Tour dann auf dem Wasser fortzusetzen. Schwerere Luftboote und Campingausrüstung für eine Übernachtung sind hingegen eher ungeeignet für eine solche Tour – es sei denn, Wanderungen mit mehr als 20 Kilo auf dem Rücken machen Dir nichts aus. Bei mir ist es eher das Gegenteil: aufgrund meines Rheumas und damit verbundenen Knie- und Rückenproblemen werden mir selbst 6-8 Kilo schon sehr schnell unangenehm. Bei mehr als 5 Kilometern verliere ich daher schnell die Freude am Wandern…

Trekrafting-Touren wie hier auf der Brenz sind toll, wenn da nicht der schwere Rucksack wäre…

Wanderwagen – eine wunderbare Entlastung!

Ein wenig wie eine Sackkarre kommt ein solcher Wanderwagen daher.

Doch diesem Problem kann auf geniale Art und Weise entgegengewirkt werden: Das Gepäck wird einfach vom Rücken auf einen Anhänger verlagert und hinter sich hergezogen. Was zunächst anstrengend und unhandlich klingt, ist es in der Realität absolut nicht. Ich konnte an Ostern das erste Mal solch ein Hilfsmittel testen – und zwar konkret einen Benpacker. Er sieht auf den ersten Blick ein wenig aus wie eine Sackkarre, besitzt jedoch einen Hüftgurt, über den man sich im wahrsten Sinne des Wortes „vor den Karren spannen“ kann. Ähnlich wie bei einem Autoanhänger ist die Stützlast dabei wesentlich geringer als das geladene Gewicht auf dem Wagen. Man sagt, dass lediglich 1-3 Kilogramm auf den Hüften liegen, selbst wenn hinten 20-40 Kilo auf dem sogenannten Wanderwagen mitfahren. Das klang wie für mich gemacht, als mir Martin aus der Wilden Heimat – einem tollen Naturcampingplatz in Fürstenberg an der Havel – Anfang Dezember den Vorschlag machte, dass ich solch einen Wanderwagen bei ihm mal ausprobieren könnte. Und Dirk, aka Stadtgecko auf YouTube, hat er auch gleich noch mit eingeladen. Es musste also nur noch ein Termin gefunden werden, der schließlich auf Ostern fiel.

Übrigens, von unserer Tour gibt es bei ihm auch bald ein Video auf dem Kanal – schau also gern mal vorbei, wenn Du unser Abenteuer auch im Bewegtbild sehen möchtest. Ich werde es hier dann auch verlinken!

Packrafting und Wanderwagen – passt das zusammen?

Wir wollten jedoch nicht einfach nur mit den Wanderwagen laufen, sondern diese Aktivität auch gleich mit einer Paddeltour verbinden. Und weil wir nun ja nicht mehr so sehr auf Platz und Gewicht achten mussten, sollte es auch noch eine Übernachtung zwischen dem Wandern und Paddeln geben. Was für andere Outdoor-Verrückte Alltag ist, war für mich tatsächlich Neuland. Zumindest hatte ich es bisher in meinem Leben nicht hinbekommen, eine schöne Nacht in einem Zelt zu verbringen. Ob sich das nun ändern sollte, dazu gleich mehr…

Für uns hieß es am Donnerstag vor Ostern erst einmal, die Wanderwagen in Augenschein zu nehmen und erste Tests auf dem Campingplatz zu machen. Mein allererster Gedanke beim Anblick der Wagen war: „Wow, die sind aber massiv und groß!“. Wenn man dann aber die mögliche Belastung von maximal 40 kg und das damit verbundene Gepäckvolumen bedenkt, passte die Relation zur Größe schon wieder ganz gut. Die Räder haben witzigerweise die gleiche Größe wie mein Brompton-Faltrad (16-Zoll-Felgen), was für einen ruhigen Lauf in unwegsamem Gelände sicher gut passen würde.

Mein Aha-Moment kam dann, als ich den Hüftgurt des provisorisch beladenen Benpackers dann das erste Mal umschnallte und die ersten Schritte über den Rasen marschierte. Wie genial! Ich fühlte mich zwar ein wenig wie ein Ackergaul, aber dieses Gefühl der Leichtigkeit hat sofort richtig viel Spaß gemacht. Man kann das nur schwer beschreiben – und auch aus Videos, die ich vorher gesehen hatte, konnte ich mir das noch nicht so recht vorstellen. Aber es funktioniert wirklich. Man merkt kaum, was man da alles hinter sich herzieht – zumindest solange es eben ist.

Die Vorfreude auf die 10 Kilometer lange Wanderung war also groß. Da Martin und Cornelius (ein weiterer Benpacker-Fan) ebenfalls mitkommen würden, hatten wir uns für den späteren Nachmittag verabredet. Bis dahin experimentierten wir noch ein wenig mit verschiedenen Packtaschen und konnten es auch nicht lassen, den späteren Transport auf dem Packraft mal zu testen. Der erste Versuch, den Benpacker dafür zu zerlegen (die Räder und Teleskop-Griffstangen können abgenommen werden), fühlte sich sehr umständlich an, da die ganzen Einzelteile ja auch auf dem Packraft befestigt werden müssten. Dirk kam dann die Idee, ihn doch einfach im Ganzen mit eingezogenen Teleskop-Griffstangen auf den Bug des Packrafts zu schnallen. Und siehe da – unsere Bikerafts (mehr Infos zu diesem Boot gibt es hier im Blog) waren auch für den Benpacker ideal geeignet. Die Räder konnten einfach rechts und links der Bootsspitze platziert werden und die Teleskoparme legten wir auf den Tubes ab. So wäre alles gut abgestützt und keine spitzen Teile drückten in die Bootshaut. Nur noch festzurren und fertig. Sogar eine Gepäcktasche kann dabei – ähnlich wie beim Wandern – oben auf der Plattform des Benpackers geschnallt werden. Höher als ein Faltrad baut das Ganze somit auch nicht wirklich auf. Genial!

Die Trockenübung war schonmal vielversprechend. Der Benpacker könnte wahrscheinlich im Ganzen auf das Boot geschnallt werden.

10 Kilometer Wandern mit dem Benpacker

Mit etwas Verspätung ging es dann mit vier Wanderwagen um 15:30 Uhr an der Wilden Heimat los. Mein Benpacker war mit ca. 15 bis 20 kg beladen, was ich auf dem Rücken niemals hätte schleppen wollen. Nach Fürstenberg führte uns ein wunderschöner Waldpfad entlang der Havel. Hier konnte sich der Benpacker hinter mir gleich das erste Mal beweisen, denn der Weg war teilweise schmal, schlammig und wurzelig. Erstaunlicherweise schien ihm diese Herausforderung so gar nichts auszumachen. Er lief brav und unauffällig hinter mir her. Ob man ihn einfach an der Hüfte baumeln lässt oder leicht mit den Händen an den Griffen stabilisiert, ist Geschmackssache. Dirk war eher im „Team Baumler“, ich fand die Griff-Variante angenehmer. Trotzdem ist es genial, dass man auch einfach im Gehen loslassen kann, wenn man mal die Hände freihaben möchte – wie in meinem Fall zum Beispiel um Fotos zu machen oder auf einen kurzen Blick auf den Wandertrack auf der Smartwatch zu werfen.

Auf dem wunderschönen Wanderweg von der Wilden Heimat nach Fürstenberg entlang der Havel konnte sich der Benpacker das erste Mal beweisen.

Etwas abseits unseres Weges entdeckte ich dann auch schon die nächste Herausforderung: eine sandige Steigung. Hier schlug die Physik bzw. Schwerkraft natürlich gnadenlos zu. Geringe Stützlast hin oder her – sobald es bergauf geht, muss man das volle Gewicht hinter sich her den Berg raufziehen. Der Sand tat dabei sein Übriges. Es geht natürlich alles irgendwie, aber über längere Strecken ist es sicher ähnlich anstrengend wie das Bergwandern mit einem schweren Rucksack. Zumal auch das Eigengewicht von knapp 8,5 kg des Benpackers noch mitbewegt werden muss. Dafür konnte er bergab dann wieder punkten, nämlich mit seinen Bremsen. Über seilgesteuerte Scheibenbremsen konnte ich den Benpacker dosiert mit den Kordelzügen am Griff abbremsen, so dass er mich nicht von hinten geschoben hat.

Von der Seite sind die Bremsgriffe unter den Haltegriffen gut zu erkennen. Geht es bergab, braucht man diese einfach nur etwas anziehen, um den Benpacker zu zügeln.

Als wir Fürstenberg nach etwas 1,5 Kilometern erreicht hatten, wartete auch schon der nächste Test: Die schöne Holzbrücke über die Havel hielt eine steile Treppe nach unten für uns bereit. Glücklicherweise gab es eine Kinderwagenspur, in die die Reifen des Benpackers wie dafür gemacht genau hineinpassten. Hier ließ es sich also mit etwas Zielen entspannt mit entsprechend dosierter Bremse herunterlaufen.

Perfekt passen die Räder des Benpackers in die Kinderwagenspuren der steilen Brücke. Entspannt ließ es sich hier also herunterbremsen. Ich habe den Wanderwagen dabei sogar weiter hinter mir hergezogen, statt ihn wie hier zu sehen vor mir herunterzulassen. Beides ging ohne Probleme.

Auch durch die Stadt machte der Benpacker eine gute Figur. Unser „Wanderzirkus“ zog dabei den einen oder anderen erstaunten Blick auf sich. Zugegebenermaßen sahen wir glaube ich auch ziemlich beladen aus. Martin hatte eine große Kiste auf seinen Benpacker geschnallt, was für reine Wandertouren auch sehr praktisch ist. Für die Packraft-Tour am nächsten Tag hatten wir uns aber lieber für flexible Taschen entschieden. Ein wasserdichtes Ortlieb Duffle mit 60, 85 oder 110 Litern ist beispielsweise ideal geeignet für den Benpacker. Und obendrauf lässt sich bei Bedarf noch das Boot oder ein Seesack schnallen.

Ein bisschen was von einem Golfcaddy haben sie aus dieser Perspektive auch, die Benpacker. Die Beladung ist ganz flexibel, beispielsweise über eine Kiste (rechts) oder einen wasserdichten Seesack wie den 60 l Duffle von Ortlieb (links).

Nach einer kleinen Eis- und Getränkepause in der Stadt ging es für uns dann bald wieder in den Wald. Auf herrlichen Wegen entlang des Röblinsees ließ es sich wunderbar entspannt wandern. Für mich ein Unterschied wie Tag und Nacht zu einer Wanderung mit Rucksack – selbst wenn dieser nur 1/3 meines heutigen Gepäcks wiegt! Ich hatte sogar das Gefühl, dass es besser und leichter mit dem Wanderwagen voranging, als würde ich völlig ohne Gepäck laufen. Vielleicht war es nur Einbildung, oder das Prinzip des Schwungrads (wie es auf der Benpacker-Webseite beschrieben wird) funktioniert tatsächlich. Ich glaube allerdings, das ist eher psychisch als physikalisch zu begründen. Auf jeden Fall machte es riesigen Spaß, mit dem Teil durch den Wald zu laufen. Selbst nach einer Pause war ich viel motivierter für den weiteren Weg, als wenn ich wieder einen schweren Rucksack auf den verschwitzten Rücken setzen müsste.

Im Vergleich zu einem Wanderwagen eines anderen Herstellers (links) macht der Benpacker einen richtig schlanken Fuss.

Als wir den Röblinsee hinter uns gelassen hatten, entschieden wir uns dann für einen kleinen „Schlenker“ zurück zur Havel, oberhalb der neuen Schleuse an der Steinhavelmühle. Was ich nicht wusste: es handelt sich hier um eine Art Höhenweg. Es ging also notgedrungen erstmal nach oben. Leider nicht über eine sanfte Steigung, sondern eine steile Treppe hinauf. Hier kamen dann verschiedene Techniken zum Einsatz. Martin und Cornelius zogen die Wanderwagen rückwärtsgehend die Stufen hinauf, Dirk lief einfach weiter vorwärts mit dem Wagen im Schlepptau, und mir kam glücklicherweise Martin zur Hilfe und packte am hinteren Griff des Benpackers mit an. So hing der Wagen vorn an meiner Hüfte und wurde hinten von ihm die Treppe hochgetragen. Für mich sehr entspannt, und nach seiner Aussage auch für ihn gar kein Problem. Also, auch solche Hindernisse lassen sich ohne Probleme bewältigen. Meine Knie waren allerdings sehr dankbar, dass sie da nicht allein durch mussten.

Der Aufstieg hat sich gelohnt – oberhalb der Havel an der Steinhavelmühle ließ es sich wunderbar mit den Benpackern wandern.

Belohnt wurden wir dafür mit einem tollen Ausblick auf die Havel und die Schleuse, durch die es morgen mit den Packrafts gehen würde. Nun war es auch nicht mehr weit bis zu unserem heutigen Ziel – dem Biwakplatz in Steinförde. Ich war ehrlichgesagt fast traurig, dass wir schon da waren. Die drei Stunden (mit Pausen, Foto- und Videoaufnahmen) vergingen wie im Flug und meine Beine fühlten sich an, als ob sie gern noch ein wenig weitergewandert wären.

Meine Nacht als Camping-Azubi

Herrlich an der Havel gelegen ist der Biwakplatz in Steinförde (Foto vom nächsten Tag, als das Wetter leider schlechter war).

Aber der Platz war herrlich gelegen – und da es schon nach 18:30 Uhr war, passte es zeitlich nun auch ganz gut, um noch im Hellen alles aufzubauen und etwas zu Essen. Nun begannen auch meine „Lehrstunden“ beim Outdoor-erfahrenen Dirk. Er hatte mir freundlicherweise ein geniales 1-Personen-Zelt (das MSR Hubba NX*) mitgebracht, in das meine neue Isomatte perfekt hineinpasste. Diese wurde mir als empfindliche Schläferin wärmstens empfohlen (danke Tanja!). Mit ultralight und klein hatte die Matte wenig zu tun – im Gegenteil: mit einem Packmaß von 38 x 19 cm und einem Gewicht von 1,45 kg ist die Klymit Klymaloft XL* schon eine wahre Glamping-Matte. Aber was hilft einem ultralight, wenn man (wie ich bisher) nicht schlafen kann und am nächsten Morgen mit Rückenschmerzen aufwacht. Da verliert man schnell die Lust. Als Schlafsack hatte ich meinen alten Mountain Hardware HyperLamina 21F / -6C dabei. Ob die -6°C die Komfort- oder Limit-Temperatur sein sollen, weiß ich nicht. Bei unseren angenehmen etwa 12°C in der Nacht hat er mich als Frostbeule zumindest gut warm gehalten. Für meine unkonventionelle Schlafposition auf dem Rücken mit einem angewinkelten Knie war er allerdings etwas eng. Gut zu wissen bei der Wahl eines möglichen neuen Schlafsacks.

Die Zelte stehen, die Nacht kann kommen. Vorher gabs aber noch ein bisschen was zu Essen.

Vor dem Schlafengehen gab es dann natürlich neben netten Gesprächen noch etwas zu essen. Hier hatte ich kurzerhand mal zur Trekking-Fertignahrung gegriffen und war erstaunt, wie gut das Hühnchenrisotto (Creamy Chicken von Trek’n Eat)* doch schmeckte und sättigte. Als „musikalische“ Untermalung des Abendessens hörten wir immer wieder die Rohrdommel mit ihren dumpfen Tönen aus dem Schilf. Von diesem Vogel hatte ich bisher noch nie etwas gehört. Das Hineinblasen in eine Glasflasche ahmt ihre Laute aber täuschend echt nach – falls Du Dich fragen solltest, wie sie so klingt.

Obligatorisch wurden natürlich auch noch die beleuchteten Zelte mit den Wanderwagen fotografiert, bevor es ins Bett ging.

Wie es sich für einen echten Nacht- und Astrofotografen gehört, mussten natürlich auch die beleuchteten Zelte noch fotografiert werden – wenn es schon kaum Sterne am Himmel gab in dieser Nacht. Danach ging es (für mich) ungewöhnlich früh um 23 Uhr ins Bett. Schnell merkte ich, dass ich bei meinen bisherigen Outdoor-Camping-Versuchen wohl einfach das falsche Equipment hatte. Denn laut meines Schlaftrackings an der Smartwatch kamen in dieser Nacht ganze 8 Stunden Schlaf und fast 5 Stunden Tiefschlaf zusammen. Für mich schon fast rekordverdächtig! Gefühlt war ich zwar ab und zu mal wach, fühlte mich morgens aber sehr erholt. Ein emsiger Specht sorgte dann auch dafür, dass ich nicht ewig weiterschlafen konnte – was aber auch mal gut war! Meine Begeisterung hielt also weiter an – zum ersten Mal habe ich schmerzfrei und ohne zu Frieren auf einer Isomatte geschlafen.

Mit dem Packraft zurück zur Wilden Heimat

Martin musste dann leider schon wieder nach Hause um auf dem Campingplatz weiterzuarbeiten. Nachdem er von seiner Frau abgeholt wurde, machten wir restlichen drei uns daran, die Boote aufzubauen und zu beladen. Dirk hatte dabei den Vorteil, einen TZIP in seinem Bikeraft zu haben. So konnte er nahezu alles in den Tubes des Packrafts verstauen und hatte nur noch ein kleines Bowbag auf dem Benpacker. Sehr praktisch! Aber auch auf meinem Boot ohne „Kofferraum“ passte alles gut drauf. Einen Teil packte ich in einem wasserdichten Drybag vorn auf den Benpacker und den Rest hinten ins Bowbag. Zugegebenermaßen hat jedoch Dirk mein Zelt transportiert und Martins Frau meine Isomatte und den Schlafsack mit dem Auto mitgenommen. Das hatte aber eher den Grund, dass ich nicht so viele wasserdichte Taschen dabeihatte – platztechnisch wäre da auch noch mehr gegangen.

Wie dafür gemacht: die Benpacker passen wunderbar auf die Bikeraft-Boote. Dirk hat sein Gepäck dank TZIP größtenteils in den Tubes verstaut, ich habe es auf den Benpacker und mein Heck verteilt.

Unser Plan, die Benpacker einfach am Stück auf die Packrafts zu laden, ging voll auf. Wir haben sie dann einfach mit Zurrgurten an den Ösen des Packrafts befestigt und schon konnte es losgehen. Der Aufwand des Befestigens ist also vergleichbar mit dem beim Bikerafting mit dem Faltrad. Und auch das Fahrgefühl ist ganz ähnlich. Durch das Gewicht vorn auf dem Boot läuft es (auch ohne Finne) wunderbar geradeaus und ist keineswegs kippliger oder instabil – im Gegenteil.

Im direkten Vergleich gar nicht so unähnlich… Wanderwagen vs. Faltrad auf dem Bikeraft-Boot. Beides eine geniale Möglichkeit, es mit dem Paddeln zu verbinden!

Ich glaube, hier hat jemand Spaß am Benpackrafting!

Das Wetter spielte leider gar nicht mehr wirklich mit. Während uns die gefühlten 30 Grad am Vortag noch ordentlich zum Schwitzen gebracht hatten, waren es an diesem Morgen nur noch 10-12 Grad und dazu noch sehr feucht. Den Spaß ließen wir uns dadurch aber trotzdem nicht verderben. Und so paddelten wir entspannt dahin, bis wir nach ca. 1,3 km bei der Selbstbedienungsschleuse an der Steinhavelmühle ankamen. Unkompliziert konnte wir diese nach einer guten Viertelstunde hinter uns lassen und weiter auf der schönen, wenn auch leider nicht fließenden Steinhavel bis zum Röblinsee fahren.

Die Selbstbedienungsschleuse an der Steinhavelmühle hatten wir an diesem Morgen ganz für uns allein.

Hier kamen wir nach gut 2,5 Kilometern an und hatten glücklicherweise Rückenwind bei der Überquerung des ca. 1,5 Kilometer langen Sees. Danach ging es dann abwechslungsreich durch Fürstenberg. Hier hatten wir die Wahl, entweder die Schleuse in den Baalensee zu nehmen, oder den Höhenunterschied über den Fisch-Kanu-Pass zu überwinden. Da die Schleuse genau bei unserer Ankunft zuging, entschieden wir uns für Letzteren. Ohne Finne war es auch mit den Wanderwagen gar kein Problem, hier herunterzufahren. Die Wagen waren ja nicht breiter als die Packrafts. Durch die Borsten auf dem Boden, wurden die Boote sogar so stark gebremst, dass wir mit den Händen nachhelfen mussten.

Sanft geht es auf den Borsten den Fisch-Kanu-Pass in Fürstenberg hinunter. Wir mussten sogar noch etwas anschieben.

Dirk entschied sich aufgrund seiner Finne für ein Treideln durch den Fisch-Kanu-Pass. Vermutlich wäre es aber auch mit Finne kein Problem gewesen, hier herunter zu „fahren“. Auf jeden Fall ein super Weg, um schnell weiterzukommen.

Dirk hat sich fürs Treideln entschieden. Auch das geht sehr einfach über einen Weg nebendran.

Anschließend wartete auf den letzten gut 2 Kilometern noch der Schwedtsee und die Siggelhavel auf uns, bevor wir wieder am Strand und Steg der Wilden Heimat ankamen. Die insgesamt gut 7 Kilometer reichten uns bei dem nasskalten Wetter auch völlig. Durch das Filmen, Fotografieren und Warten an der Schleuse waren wir nämlich auch auf dieser Tour mehr als 2,5 Stunden unterwegs.

Der Benpacker als Fahrradanhänger

Glücklich und zufrieden gingen wir also wieder zu unseren Campern. Praktisch dabei: Die Benpacker können für etwas längere Fußwege (z.B. bei Umtragungen) einfach wieder an die Hüfte geschnallt werden. Das Gepäck kann dabei vom Boot auf den Wanderwagen umgelagert werden – sofern es sich nicht in den Tubes des Packrafts befindet – und das leichte Boot dann einfach mit der freien Hand getragen werden. Etwas praktischer als beim Bikepacking, wo erst das Fahrrad aufgebaut und mit einer Hand geschoben werden müsste.

Später konnte ich dann gleich noch einen Anwendungsfall des Benpackers testen, der für mich durchaus interessant ist: Cornelius kam nämlich mit seinem Fahrrad vorbei, das er über eine Weber-Kupplung und Deichsel mit dem Benpacker verbunden hatte. Über einen optionalen Anschluss lässt sich der Wanderwagen nämlich auch als Fahrradanhänger nutzen. Zwar habe ich dies nur ohne Gepäck getestet, aber er fuhr nahezu unmerklich wie ein Anhänger am Auto hinter mir her. Klasse!

Auch zum Fahrradanhänger lässt sich der Benpacker umfunktionieren.

Mein Fazit und mögliche Einsatzszenarien für den Benpacker

Insgesamt war es für mich eine traumhafte Tour und ein tolles Erlebnis mit vielen neuen Eindrücken! Es war sogar so schön, dass ich total angefixt von den Möglichkeiten des Wanderwagens in Kombination mit Zelt-Übernachtungen, Kanutouren und Fahrradtouren bin. Anders als beim normalen Wandern und Radfahren müsste ich nicht mehr so genau auf jedes Gramm und jedes Packmaß achten, sondern könnte einfach den Benpacker die Last tragen lassen. Für mich ist dies eine grandiose Entlastung für Rücken und Knie – zumindest in der Ebene. Da ich aber sowieso nicht mehr in den Bergen wandern kann, ist dieser „Nachteil“ des Wanderwagens für mich nicht wirklich gravierend. Klar, die Wege sollten nicht zu schmal und unwegsam sein – dann müsste bzw. könnte man den Benpacker auch kurzzeitig auf dem Rücken tragen – aber auf den meisten Wegen ist es gar kein Problem. Mir hat das Laufen mit dem Wanderwagen sogar mehr Spaß gemacht als reines Spazierengehen ohne Gepäck. Vielleicht war das auch einfach der psychologische Effekt und die Freude, dass man so viel Gepäck mit so wenig Anstrengung bewegen kann.

Ich hab mich blitzverliebt in den Benpacker! Hier gehen mir schon jede Menge Anwendungsszenarien durch den Kopf 🙂

Der Hüftgurt saß bei mir perfekt, wenn es auch etwas warm und schwitzig darunter wurde. Aber besser ein feuchtes Shirt in diesem kleinen Bereich als den gesamten Rücken unter dem Rucksack nass zu haben. Ich hatte sogar zusätzlich zum Benpacker-Hüftgurt noch eine Gürteltasche mit meiner Kamera darunter. Auch das hat wunderbar geklappt.

Alles in allem könnte ich mir gut vorstellen, dass bei mir in naher Zukunft auch ein Benpacker einzieht. Je länger ich über mögliche Einsatzszenarien nachdenke, desto mehr fällt mir ein und desto mehr Lust bekomme ich darauf. Um nur mal ein paar zu nennen:

  • Mehrtägige Wandertouren mit Übernachtungen im Zelt. Selbst zu zweit ließe es sich hier mit einem einzigen Wanderwagen gut unterwegs sein. Die Anreise könnte dabei auch mit dem Zug erfolgen, dann bräuchte man sich nicht um einen Stellplatz in der Zeit kümmern und müsste auch keine Rundtour planen.
  • Tages-Trekrafting-Touren. Auch hier könnte die Paddel-Ausrüstung für zwei Personen gut auf einem Wanderwagen transportiert werden und Entfernungen von 10 bis 20 Kilometer wären denke ich kein Problem. Hierfür muss es auch kein leichtes Packraft sein, sondern auch etwas schwerere Luftboote kann der Wanderwagen gut vertragen.
  • Mehrtägige Trekrafting-Touren mit Übernachtungen im Zelt. Im Prinzip eine Tour, wie wir sie in der Wilden Heimat gemacht haben. Je nach Lust und Laune kann man den Paddel- und Wanderanteil bestimmen. Bei mehreren Personen sollte man dann aber auch mehrere Wanderwagen haben, um Paddel- und Übernachtungsausrüstung transportieren zu können.
  • Kombinierte, mehrtägige Trekking- und Bikepacking-Touren. In seiner Funktion als Fahrradanhänger ließe sich mit dem Benpacker die Übernachtungsausrüstung und sonstiges Gepäck locker transportieren, so dass man auch längere Fahrradtouren damit machen kann. Kommt man dann in eine schöne Wandergegend und findet eine sichere Unterbringung fürs Fahrrad, kann es zu Fuß mit dem Wanderwagen weitergehen.
  • Fototouren bei Tag und Nacht, ggf. auch mit Übernachtung im Zelt. Mein Fotoequipment ist auf Grund von Stativen, lichtstarken Objektiven und weiterem Zubehör wie Panoramakopf oder Reisemontierung meist recht schwer. Und auch Naturfotografen sind mit schweren Tele- und Makroobjektiven nicht wirklich ultralight unterwegs. Hier kann ein Wanderwagen – ggf. in Kombination mit einer Kiste und Fotoeinsätzen – wunderbar unterstützen. Noch flexibler wird es mit einem Zelt, was ja auch noch gut mitgenommen werden kann.
  • Im Alltag beim Einkaufen oder dem Transport schwerer Dinge. Wenn man wie ich nicht immer mit dem Auto zum Einkaufen fahren möchte, kann man den Wanderwagen auch wunderbar als Lastenesel verwenden. Auch mein Equipment und meine Bücher für Vorträge und Seminare könnte ich damit sehr viel entspannter vom Parkplatz zu den jeweiligen Veranstaltungsorten transportieren.

 

Du siehst, eine einzige Tour hat viel bewirkt bei mir 🙂 Nicht nur in Sachen Wanderwagen, sondern auch in Puncto Outdoor-Camping und Bikepacking-Touren. Ich denke, da wird in Zukunft noch einiges folgen bei mir… Für diese wunderbaren Anstöße bin ich Martin, Dirk und Cornelius auf jeden Fall sehr dankbar! Es war klasse mit euch Jungs!

Das waren sie, meine drei Wegbegleiter auf der Wanderwagen-Trekrafting-Tour mit Übernachtung im Zelt!

Möchtest auch Du mal einen Benpacker testen?

Vielleicht konnte ich Dich mit meinem ausführlichen Erlebnisbericht auch inspirieren, so etwas mal auszuprobieren? Dann schau doch gern mal bei Martin und seiner lieben Frau Kristin in der Wilden Heimat vorbei! Denn dort gibt es ab sofort Benpacker und zukünftig vielleicht sogar Packrafts zum Ausleihen. Melde Dich am besten vorher kurz per E-Mail bei Martin, wenn Du Interesse hast. Vor Ort kannst Du dann beispielsweise einfach unserem Tourenvorschlag folgen, der aus meiner Sicht eine optimale Länge und einen guten Eindruck der verschiedenen Einsatzbereiche bietet! Und ganz nebenbei kannst Du noch ein paar herrlich entspannte Tage auf diesem schönen Naturcampingplatz an der Havel verbringen. Vielleicht sogar mit Polarlicht, wie wir es am ersten Abend hatten…

Gleich am ersten Abend hatten wir Polarlicht in der Wilden Heimat. Besser konnte der Start ins lange Osterwochenende nicht sein!

Oder hast Du vielleicht selbst schonmal einen Wanderwagen oder sogar den Benpacker ausprobieren können? Falls ja, schreib mir doch gern mal in den Kommentaren über Deine Erfahrungen. Vielleicht hast du es ja auch schonmal mit Wanderwagen-Trekrafting versucht – oder sollte ich vielleicht Benpackrafting sagen?

4 Kommentare
  1. Ute sagte:

    Hallo,Katja sehr toller und ausführlicher Bericht
    Kannst Du mir bitte nochmal den Hersteller Modell der Weste schreiben.
    Für meine endlich gerade anstehende Tour auf der Wupper brauche ich eine
    Gute Paddel habe ich übrigens mittlerweile
    Liebe Grüße Ute aus der Wilden Heimat 😀

    Antworten
    • Katja Seidel sagte:

      Hallo Ute,
      danke Dir! Meine Weste ist die Astral V-Eight in glacier blue. Mir passt sie sehr gut, aber das ist natürlich immer sehr individuell. Ist allerdings keine Wildwasser-Weste. Dafür ist der hoch geschnittene Rücken ideal um sich anzulehnen.
      Und super mit den Paddeln – geht jetzt vile besser oder?
      LG
      Katja

      Antworten
  2. Deei sagte:

    Hallo Katja,
    sehr interessant dein Erlebnis mit den Wanderwagen.
    Das könnte auch Interessant werden für mich 😏😁
    Danke 🙏 für dein Eindruck, Meinung und vor allem den super informativen Blog Beitrag.
    LG Dewi

    Antworten
    • Katja Seidel sagte:

      Danke Dewi! Ja, ich war tatsächlich so geflasht von dem Ding, dass ich mir jetzt einen eigenen gekauft habe. Erste Tour (17,5 km Wandern) ist auch schon erfolgreich absolviert damit. Ich bin immer noch total begeistert!
      LG, Katja

      Antworten

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